1000 Jahre Capelle

Es war einmal vor 1000 Jahren…

Richmodis und Vrederuna,

Eurem 
starken Glauben
 verdanken wir
unser diesjähriges Jubiläum.

Dank der noch erhaltenen Urkunde zur Kirchengründung in Capelle vor 1000 Jahren, mit der Südkirchen und Nordkirchen nun in der Lage sind, ihre Geschichte ebenfalls bis zum Zeitpunkt 1022 nachweisen zu können, kennen wir auch die Namen der beiden Stifterinnen, die durch ihren finanziellen und politischen Einfluss und vor allem durch ihren starken Glauben die Fundamentierung des Christentums im Münsterland, insbesondere auch bei uns in Capelle, ermöglicht haben.

1022

Reimond (oder Richmodis) und ihre Tochter Vrederuna, Frauen von Adel mit großen Reichtümern und Besitzungen, gründeten sieben Gotteshäuser im Münsterland.
Unter anderem auch an der Stelle des Oberhofes in Ithari (Ichtern) zu Capelle, später Burg Ichterloh.

Zeichnung: Eva Möllenkamp

Diese Kapelle wurde jedoch nicht, wie zunächst vom Bischof zu Münster zugesagt, eine eigene Pfarrkirche, sondern blieb eine von Werne abhängige Filialkirche. 1)

Capelle ist kein Einzelfall!

Diese bemerkenswerte, großzügige Unterstützung einflussreicher, mächtiger Frauen im kirchlichen Bereich ist durchaus kein Einzelfall und verdeutlicht, wo letztendlich auch das finanzielle Fundament vieler Kirchen und Klöster begründet liegt.

Vor allem in der frühen Zeit der Christianisierung in Europa.

Und schaut man auf den Status dieser hochrangigen Frauen, so lässt sich das Ausmaß ihres Wirkens durchaus erahnen. Handelt es sich hier doch nicht mehr nur um einen lokal begrenzten Wirkungsgrad, sondern um landesweite Einflussnahme zur Etablierung des christlichen Glaubens und damit um wirkungsvolle Unterstützung der Armen und Kranken.

Einige herausragende Stifterinnen seien hier genannt:

Königin Mathilde (Mechthild)
Geboren um 895 in Engern, Sachsen
Gestorben 968 in Quedlinburg
Frau von König Heinrich den I. /Mutter von Kaiser Otto dem I.
Nach dem Tod ihres Ehemannes ging die äußerst mildtätige Mathilde als Stifterin der Klöster Quedlinburg, Nordhausen, Engern und Pölde in die Geschichte ein. 2)

Kaiserin Hildegard
Geboren um 760
Gestorben 783
Zweite Frau von Karl demGroßen;
In die Geschichte ging sie als Stifterin der Abtei Kempten und als Förderin des Klosters Reichenau ein. Sie galt als die Patronin der Kranken. 2)

Königin Chlothilde
Geboren um 474 in Lyon, Frankreich
Gestorben 544 in Tours
Bekehrung ihres Mannes Chlodwig I. zum christlichen Glauben, woraufhin der erste germanische Stamm den christlichen Glauben annahm.
Nach dem Tod ihres Mannes gründete Chlothilde viele Klöster und Kirchen und widmete sich ganz karitativen Tätigkeiten. 2)

Herzogin Hedwig von Schlesien (von Andechs)
Geboren 1174 in Andechs, Bayern
Gestorben 1243 in Trebnitz, Polen
Hedwig widmete sich während ihres ganzen Lebens dem Wohl ihres Volkes und der Vertiefung des christlichen Glaubens in der Bevölkerung. Neben zahlreichen Spitälern und Krankenpflege- Einrichtungen stiftete sie auch das berühmte Zisterzienserkloster Trebnitz im Norden von Breslau. 2)

Königin Plektrudis (Bliktrud)
geboren: im 7. Jhd.
gestorben; 725 in Köln
Ehefrau von König Pippin dem Mittleren
Stifterin zahlreicher Güter für Kirchen und Klöster.
Gründerin des Stiftes St. Maria im Kapitol in Köln. 2)

Die fränkische Gräfin Ida (Itha) von Herzfeld
Geboren 775
Gestorben 825 in Herzfeld (Nordrhein- Westfalen)
Zusammen mit ihrem Mann Gründung der Kirche in Herzfeld.
Als Witwe gründete sie die erste christliche Gemeinde im südlichen Westfalen. Sie kümmerte sich um Notleidende und Bedürftige. 2)

Und Heute?

Was würden wohl all diese mutigen, tatkräftigen, christlichen Stifterinnen sagen, wenn sie sehen könnten, welchen niedrigen Stellenwert wir Frauen uns heute in der Kirche auferlegen lassen?

Was würden sie sagen, über einen christlichen Glauben in Deutschland, der in der Öffentlichkeit kaum noch in Erscheinung tritt?

Aber vor allem:

Was würden sie sagen, wenn sie wüssten, welche Gräueltaten in ihren Stiftungen vorgenommen wurden, die sie für das Wort Christi und damit für die Menschlichkeit und Nächstenliebe erbauen ließen?

… und was sagen wir dazu?

Literaturangaben:

  • 1)  Hubert Becker: Von Ihtari zu Nordkirchen, Südkirchen und Capelle, in: 1000 Jahre Nordkirchen. Hrsg. Heimatverein der Gemeinde Nordkirchen e. V. Lüdinghausen 2021, S. 9- 13
  • 2)  Schauber, Vera/ Schindler, Hanns Michael: Heilige und Namenspatrone im Jahreslauf. Sonderausgabe. -Augsburg: Pattloch, 1998

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